Ohne Ärzte, ohne Schmerzmittel und ohne Kreißsaal: Eine Geburt wie im Film
Und dann ging es los. So richtig. Ich bin noch bis ins Bad gekommen und dort ist dann die Fruchtblase geplatzt und die Presswehen gingen los. Ich hab nur noch gesagt „Scheiße, das Kind kommt.“ Hebamme Chiara – mittlerweile war Schichtwechsel – hat uns am Telefon durch ein paar Wehen begleitet und meinte dann, ich sollte mal fühlen, ob ich schon ein Köpfchen spüre. Und da war das große Muckelchen nur noch zwei Zentimeter entfernt!!! ? Am Telefon machte es nur noch „Oh“ und „Bitte nicht mehr pressen“. Wie soll das denn gehen?? Wer schon mal Presswehen hatte, weiß, man MUSS pressen. Der werdende Papa hat mich dann im Vier-Füßler-Stand auf den Rücksitz unseres Autos gepackt. Ich habe vor mich hingeschrien und wie ein Pferd geprustet, um nicht zu pressen. Von der 20-minütigen Fahrt habe ich nur mitbekommen, wie ich Spuckeblasen auf den Autositz geprustet hab. Sonst nix. ? Im Geburtshaus angekommen, bin ich zwischen den Wehen zum Raum gewankt, wurde mit dem Oberkörper in so eine Art Seiltuch gehangen – ich war dann wieder im Vier-Füßler – und 30 Minuten später war das kleine Wunder da. Die Presswehen waren heftig, aber aushaltbar. Ich wusste, es ist gleich vorbei. Ein kurzer, besonders intensiver Schmerz und unsere Tochter war da.
Ohne Ärzte, ohne Schmerzmittel und ohne Kreißsaal: Ankommen
Insgesamt hat die Geburt gute zwölf Stunden gedauert – wobei ich vier oder fünf davon „verschlafen“ habe. Die Schmerzen waren zu jedem Zeitpunkt auszuhalten. Es ist wirklich anders als jeder Schmerz, den man sonst so kennt. Zwischen den Wehen hast du Pausen und kannst dich wirklich ausruhen. Es ist, als wäre nichts gewesen. Als hätte dein Körper in dieser Zeit kein Schmerzgedächtnis. Nicht wie Zahnschmerzen oder – ganz fies – Ohrenschmerzen. Ins Geburtshaus zu gehen war definitiv die richtige Entscheidung. Ich brauchte diese Atmosphäre. Die Selbstbestimmtheit. Im Krankenhaus hätten sie mich sicher nicht schlafen lassen. ? Die Geborgenheit. Ich hatte permanent Körperkontakt. Wenn der werdende Papa eine Pause brauchte, war es Nora, die mir den Rücken gestreichelt hat. Das Gefühl nicht alleine zu sein, hat mich entspannt. Die Wehen waren dadurch weniger heftig. Der werdende Papa war großartig – als das große Muckelchen kam, waren wir Wange an Wange und er konnte alles (von meinem Kopf aus) hautnah miterleben. Er hat sie sofort gesehen und auch den erschrockenen Gesichtsausdruck, den sie gemacht hat. „Huch, wie sieht es denn hier draußen aus?“ ? Dann haben uns die Hebammen Chiara und Jana erstmal mit der Kleinen allein gelassen. Das war die bisher schönste Stunde meines Lebens!! Zeit für nur uns – Zeit, um unser kleines Wunder willkommen zu heißen. Erst dann wurde ich versorgt und das Baby untersucht. Alles gut. Gesundes Baby. Gesunde und überglückliche Mama. Und ja, es war die selbe Jana, die damals im Geburtsvorbereitungskurs eine Geburt mit dem Bergsteigen verglichen hat und mir so den Mut gegeben hat, es „allein“ zu versuchen. Ohne Ärzte, ohne Schmerzmittel und ohne Kreißsaal. ???
Anja hat einen tollen Blog und würde sich sehr freuen, wenn du mal vorbeischaust: Kleine Gipfelstürmer
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