Ohne Ärzte, ohne Schmerzmittel und ohne Kreißsaal: Mein Geburtsraum – eine kleine Höhle
Gegen eins sind im Geburtshaus angekommen. Dort hatte ich bereits die Vorsorgeuntersuchungen, zwei Yogakurse und den Geburtsvorbereitungskurs gemacht – ich fühlte mich also fast wie zu Hause. Auch der werdende Papa wusste, wo er seinen Kaffee bekam. Der Raum, in dem ich mein Kind bekommen wollte, war klein und gemütlich. Grüne Wände, gedämmtes Licht und wohlig warm. Wie eine kleine Höhle. Dort habe ich dann erst mal sechs Stunden gearbeitet. Die Zeit verging recht schnell. Immer wenn ich auf die Uhr geschaut habe, dachte ich „Huch, schon wieder eine Stunde vergangen“. Ich war so in dem Geschehen, dass ich die Zeit nicht gespürt habe. Wie in Trance. Naja, so lange, wie ich nicht darüber nachgedacht habe.
Ohne Ärzte, ohne Schmerzmittel und ohne Kreißsaal: Die Sache mit den Zentimetern
Und jetzt kommt der Teil, den ich vielleicht nicht so schön fand. Nach sechs Stunden mit regelmäßigen und intensive Wehen wurde ich untersucht und Nora verkündete, der Muttermund sei erst zwei Zentimeter auf. WHAT? ? Acht hatte ich damit noch vor mir – bevor es mit den Presswehen losgeht. Nach sechs Stunden war ich aber schon ziemlich k.o., da ich bisher alles im Stehen gemacht hab. Die Vorstellung drei Stunden pro Zentimeter zu brauchen – also 24 Stunden bis es richtig los geht – das hat mir ziemliche Angst gemacht. Noras Worte, dass die ersten Zentimeter die schwersten seien, hörte ich gar nicht. Zu sehr war ich mit den Zahlen in meinem Kopf beschäftigt. Die aufsteigende Panik, die ich da verspürte, war eigentlich das schlimmste, das ich während der Geburt hatte. Ich wusste nicht, ob ich das durchhalte, ob ich nicht doch eine PDA und die Sicherheit des Krankenhauses will. Ich wollte einfach nicht mehr. Dabei ging es mir vorher so gut…
Ohne Ärzte, ohne Schmerzmittel und ohne Kreißsaal: Ausruhen – mein persönliches Wundermittel
Wir haben dann erst mal Pause gemacht – wenn man das so nennen kann. Nora gab mir Baldrian und Buscopan. Ich habe mich hingelegt und ausgeruht. Wenn man liegt, kommen die Wehen weniger oft, dauern aber länger und sind heftiger. Nichtsdestotrotz konnte ich zwischen den Wehen schlafen und Kraft tanken. Nach einer Stunde hat mich Nora wieder geweckt. Ich hatte aber immer noch Angst und wollte schlafen. Ich wurde dann vor die Wahl gestellt: zu Hause weiter ausruhen und in circa zwei Stunden wieder kommen oder in Aktion gehen (Positionen wechseln, bewegen – das beschleunigt die Geburt bzw. intensiviert die Wehen). Also ab nach Hause. Ich hab weiterhin hochdosierten Baldrian genommen und das hat mich so ausgeknockt, dass ich vier Stunden geschlafen habe. Also, immer zwischen den Wehen. Ich musste auch irgendwie drücken. Aber ich dachte mir „Hey, ich muss noch nicht schreien, also bleibe ich liegen.“ Nach vier Stunden wurde der werdende Papa wieder wach – er hat tief und fest geschlafen ? – und meinte, ich solle mal wieder aufstehen.