Für die Weihnachtsfeiertage bis Silvester war geplant, mit der Familie meines Mannes nach Österreich in ein Apartmenthotel zu fahren. Dies ist unser erster Urlaub mit unserem Baby.
Zu der Schwiegerfamilie gehören neben meinen lieben Schwiegereltern noch meine zwei Schwägerinnen und der achtjährige Neffe meines Mannes.
Es ist eine ganz reizende Familie und so freute ich mich schon seit Wochen auf diesen Kurzurlaub. Ich muss sogar gestehen, dass ich während der letzten anstrengenden Wochen mit Luisa mir täglich in den schillerndsten Farben ausmalte, wie ich mich dort erholen könnte, weil die Schwiegerfamilie schön auf Luisa aufpassen würde. Ich freute mich sehr auf unseren Urlaub mit Baby und Familie.
Meine Erwartungen habe ich schon im Vorfeld aufgeschrieben und dann ergänzt, wie es wirklich war.
Der Traum vom Ausschlafen
Erwartung:
Die letzten vier Nächte waren ziemlich hart. Im Stundentakt wachte Luisa auf und schlief auch mal mehrere Stunden nicht wieder ein.
Mit meinem Mann machte ich aus, dass ich am ersten Morgen im Urlaub mit unserem Baby ausschlafen könnte. Er würde Luisa morgens mit in das Apartment seiner Eltern nehmen. Ich werde dann das Frühstück sausen lassen und so lange schlafen, bis meine Augen von alleine aufspringen. Danach würde ich genüsslich baden, ohne dass jeden Moment Luisa anfängt zu nörgeln. So stelle ich mir einen Urlaub mit Baby vor, bei dem die Familie dabei ist.
Realität:
In der ersten Nacht nach Heilig Abend war Luisa lange auf und dann völlig überdreht. Es war schwer sie zum Einschlafen zu bringen und in der Nacht wachte sie wie in den Nächten zuvor jede Stunde auf. Mein Mann musste sie um drei Uhr nachts lange herumtragen, damit sie wieder einschlief. Es war auch für ihn eine schlimme Nacht. Morges wachte Luisa um halb acht auf und schlief auch nicht mehr ein. Ich war fix und fertig und hoffte, dass mein Mann sie gleich mitnehmen würde. Um zehn erzählte und nörgelte unsere Kleine immer noch zwischen uns im Bett. Irgendwann wurde es mir dann zu bunt und ich fuhr Nils an, dass er nun endlich mit ihr verschwinden sollte. Ich war von fünf durchwachten Nächten am Ende und brauchte dringend Schlaf. Er machte sich endlich auf den Weg und wir verabredeten noch, dass er sie zu mir bringen sollte, wenn sie gestillt werden müsste. Um elf stand er daher schon wieder mit Luisa in unserem Schlafzimmer. Also stillte ich sie und sie schlief über eine Stunde bei mir. Das war der Traum vom Ausschlafen.
Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch
Auszeit durch Babysitten
Erwartung:
Ich vermute, dass Luisas Tanten und Großeltern sich ums Babysitten reißen werden. Wir sehen uns leider so selten. Ich werde endlich Zeit für mich haben und auch mal wieder zum Schreiben kommen. Ach, ich habe so viel auf meiner To-Do-Liste.
Realität:
Der Magen-Darm-Infekt und Husten sowie Schnupfen hatten bereits nach Heilig Abend Teile der Familie im Griff. An Babysitten war nicht mehr zu denken.
Die Schlittenfahrt durch schneeweiße Weiten
Erwartung:
Ich stelle mir vor, dass wir mit Pferden durch den Schnee gezogen werden. Irgendwie befürchte ich, dass das mit Luisa nicht so entspannt abläuft. Wie soll ich in der Kälte beim Schaukeln des Schlittens mit Handschuhen ihr Fläschchen zusammen mischen?
Realität:
Es war eine wunderschöne Schlittenfahrt. In der Nacht zuvor schneite es sehr viel, so dass im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht die ganze Landschaft dick mit einer weißen Schneedecke überzogen war. Das war ein herrlicher Anblick.
Der Schlitten wurde von zwei robusten Pferden durch die schneeweißen Wälder gezogen.
Am Anfang war es allerdings sehr windig und mir peitschte der Schnee hart ins Gesicht. Luisa saß dick eingemummelt und windgeschützt zwischen mir und meinem Mann.
Neben uns war noch eine weitere Familie im Schlittenwagen. Als bei einer fiesen Windböe das Dach des Schlittens wegflog, verabschiedete sich die andere Familie und ging wieder zurück. So weit waren wir noch nicht gefahren. Pech für sie, denn der weitere Weg war wunderschön und windstill. Wir bogen in den Wald ein und hatte eine gute Zeit mit Schwägerin und Schwiegereltern. Luisa war lieb und interessierte sich sehr für die ungewohnt weiße Landschaft. Auch in der Gastwirtschaft zeigte sie sich von ihrer Sonnenseite. Genauso habe ich mir den Urlaub mit Baby vorgestellt.
Gesellig Essen gehen
Erwartungen:
Am zweiten Weihnachtfeiertag werden wir in ein abgelegenes Fischrestaurant in einem Waldabschnitt gehen. Meine Schwiegereltern sind dort jedes Jahr und schwärmen von den Forellen. Wir werden etwas entfernt parken und traditionell einen kleinen viertelstündigen Spaziergang zum Lokal unternehmen.
Realität:
So etwas gestaltete sich im Urlaub mit Baby allerdings etwas anders als in meiner Vorstellung. Das Restaurant wurde für 18 Uhr gebucht. Super Idee, da Luisa immer um 18 Uhr ins Bett geht. Naja, ich sagte erstmal nichts und hoffte, dass sie durchhält. Es nieselte leicht und schon im Auto war es stockdunkel, so dass sich Luisa fürchtete und weinte. Angekommen am Parkplatz stellte sich heraus, dass der Weg kaum beleuchtet war und unsere Kleine sich immer mehr fürchtete. Mir war das alles gar nicht recht, aber ich dachte, wenn ich jetzt was sage, dann denken wahrscheinlich alle, dass ich mich wegen Luisa so anstelle und übertreibe.
Nach nur ein paar Metern auf der düsteren Straße ohne Gehweg kam ein Auto auf uns zu gerast, dass uns anscheinend nicht sah. Knapp rauschte es an uns vorbei. Wir erschraken alle sehr. Meine Schwägerinnen und mein Schwiegervater meldeten sich dann zum Glück zu Wort, weil es ihrer Meinung zu gefährlich sei mit dem Baby im Dunkeln zum Restaurant zu laufen. Ich war heilfroh, dass meine Sorgen unbegründet waren und ergänzte, dass es auch auf dem Rückweg stark regnen könnte. Mein Mann hatte ein Einsehen und fuhr uns mit dem Auto zum Lokal.
Das Fischrestaurant war reichhaltig weihnachtlich geschmückt und unsere Kleine wusste gar nicht wo sie zuerst hinsehen sollte. Völlig überdreht saß sie auf meinem Schoß am Tisch und schlug mit ihrer kleinen Hand aufgeregt auf den Tisch. Ich ahnte schon, dass das nicht lange gut geht.
Kaum war auch die übrige Familie eingetrudelt, übermannte Luisa ihre Müdigkeit und sie weinte und jammerte von der Bestellung des Essens bis zum letzten hastig heruntergeschlungenen Bissen.
Mein Mann und ich wechselten uns damit ab unsere Tochter herumzutragen und zu essen. Entspannt Essengehen sieht anders aus. Hastig verließen wir das Restaurant. So ist Essengehen im Urlaub mit Baby.
Gemeinsame Familienabende
Erwartungen:
Abends werden wir alle im Apartment meiner Schwiegereltern zusammen sitzen und Luisa wird im Schlafzimmer schlafen. Nach fast sechs Monaten kann ich endlich wieder in Gesellschaft mehrere Personen gemütliche Abende verbringen.
Realität:
Heilig Abend spielte sich genauso ab, wie ich es mir erträumt hatte. Luisa schlief im Schlafzimmer, wachte ab und zu auf und erlebte sogar das Auspacken der Geschenke im Familienkreis mit. Es war ein sehr geselliges und schönes Weihnachtsfest.
Die übrigen Abende verliefen allerdings ganz anders. Meine Schwiegermutter wurde am ersten Weihnachtstag krank. Die Ärmste hatte einen Magen-Darm-Infekt erwischt und musste das Bett hüten. So war das Schlafzimmer besetzt und ich und Luisa mussten ab 18 Uhr in unser Apartment zum Schlafen ausweichen. Für mich bedeutete das noch einsamere Abende, da mein Mann, der mir sonst zu Hause abends Gesellschaft leistet, natürlich abends auch Zeit mit seiner Familie verbringen wollte. Ich saß also ab sechs Uhr alleine in unserem kleinen Apartment und wartete, dass mein Mann mir ein Teller des Abendessens brachte. Am nächsten Morgen konnte ich mir dann immer anhören, welche Spiele sie abends gespielt hatten. Toller Urlaub mit Baby!
Was alle Erwartungen übertraf
Mein Mann und ich sind tatsächlich zu zweit Essen gegangen. Das Restaurant war genau eine Minute weit von unserem Apartment entfernt und meine Schwägerin passte auf Luisa auf. Wir hatten eine sehr romantische Stunde und tolle Gespräche. Das werden wir nun öfters machen.
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